Montag, 13. April 2015

Der Tag danach

Wir sind um 6.05 Uhr im Elternzimmer aufgestanden und fühlten uns, im Gegensatz zu den anderen Nächten, sehr ausgeschlafen. Wir duschten, machten die Betten und gingen zu Felix rüber. 
Kurz vor 8 Uhr haben wir den kleinen Felix frisch gemacht, was sich als sehr gewöhnungsbedürftig herausstellte:
Ständig musste man auf die Kabel aufpassen, auf die Zugänge und auch auf die Drainage die noch am Kopf hing. Immer hatten wir Angst irgendetwas abzureißen.
Danach folgte der Klinikalltag in der ITS, Blutentnahme, Visite, ... etc, etc...
Felix machte dann von 10 - 12 Uhr Nickerchen. Wir waren die ganze Zeit bei ihm, schauten, hielten Händchen, unterhielten uns leise über die Situation und auch was die anderen Kinder hier in der ITS gerade durchmachen.
Gänsehaut, wenn man beispielsweise zu dem kleinen sechsjährigen Mädchen rübersieht.., bei der gerade einen Tumor aus dem Kopf operiert wurde und noch weitere OP`s folgen würden…
Die nächste Schicht der ITS-Schwestern und Pfleger begann und es begrüßte uns Pfleger Marc:
Ein sehr sehr netter Mensch, hatte immer ein Lächeln auf den Lippen, folglich war auch Felix von ihm total begeistert und lachte ihn immer wieder an.

Felix am 1. Tage nach der OP, er wurde immer lebendiger, deshalb wurden, wenn wir nicht im Zimmer waren, die Hände leicht fixiert, damit er sich nicht den ZVK, die Drainage bzw.Kanülen /Sensoren abreißt



























In der ITS waren alle Mitarbeiter sehr nett, aber der Pfleger Marc, hatte unseren Sohn verzaubert. Er war immer zu kleinen Scherzen aufgelegt, ärgerte immer an diesem Tag auch seine Kollegen:
„… hier ist ein freundliches Zimmer, alle die weinen und schlechte Laune verbreiten, bitte hinausgehen oder verlegen aus diesem Zimmer…“.
Wir waren über solch kleine Scherze froh und fühlten uns auch dadurch hier in der ITS sehr gut aufgehoben. Um 13 Uhr kam eine Schwester zu uns und teilte uns mit, dass alle Patienten, die nicht an der Beatmung hängen, heute Nachmittag verlegt werden müssen.
Der einleuchtende Grund: Viele Neuzugänge in der ITS…
Ich war trotzdem beunruhigt, da, der Behandlungsablauf eigentlich zwei Tage auf der ITS zur Überwachung vorschreibt und uns Frau Dr. S. dies auch so im Vorgespräch erläutert hatte.
Kurze Zeit später kam Frau Dr. S. bei uns zur (Neuro-) Visite vorbei und ich fragte sie sofort, ob die Verlegung denn richtig ist und ob Felix dafür schon bereit wäre.
Sie beruhigte mich und sagte, dass Felix auf keine normale Kinderstation käme, sondern auch auf eine Überwachungsstation, die Station 24. Die Gemüter beruhigten sich wieder. Sie erläuterte uns auch, dass wir vielleicht erschrecken werden, da Felix sein Gesicht noch anschwellen würde. Dies sei normal und es ginge auch schnell wieder zurück.

Danach kontrollierte sie die Vitalwerte bei Felix, die Wunde, die Drainage, machte während wir uns mit ihr unterhielten, einige Tests. Sie kitzelte ihn beispielsweise an den Händen und Füßen, um zu sehen, ob er alles richtig bewegen kann. Sie versuchte dies ganz unauffällig zu machen dass, falls irgendetwas nicht stimmt, wir nicht sofort in Panik ausbrechen würden.  Auf einmal wurde Fr. Dr. S. unruhig: Felix starrte sie regelrecht an und ließ keinen Blick mehr von ihr. Sie sagte wir sollen mal mit den Händen klatschen, …aber nichts passierte. Felix starrte sie weiterhin an. Frau Dr. S. versuchte ihre Nervosität zu verbergen und sagte, dass ich mal zu ihr rüber kommen soll (andere Bettseite) und sie würde dafür auch die (Bett-) Seite wechseln. Ein Glück…, Felix hörte auf mit starren und verfolgte sie mit seinen Augen.
Er war wahrscheinlich in diesem Moment einfach nur verträumert. Jetzt lächelte er uns alle an. Wir waren sehr erleichtert. ;)

Man darf in solchen Situationen nie vergessen, dass so eine OP nunmal nah am Gehirn passiert und dass immer etwas passieren kann…, auch kleine Dinge, … Risiken gibt es immer.

Nachmitttags um halb 5 Uhr wurden wir auf die Überwachungsstation 24 verlegt.
Die Schwester war dort eher unfreundlich und gestresst, wir wurden aus Platzmangel erstmal in ein Untersuchungszimmer (Notfallzimmer ohne Fenster) geschoben.
Durch den Schlafmangel der letzten Tage war ich dort auch nicht mehr mit guter Laune gesegnet. Ich merkte selber wie ich angespannter war, mir rollten nur noch Tränen über das Gesicht. Ich konnte sie einfach nicht mehr unterdrücken. Jetzt fing auch Felix sein Gesicht an langsam anzuschwellen. 
Das rechte  Auge bekam er nicht mehr auf. Er sah furchtbar aus und ich habe langsam Angst bekommen dass es so bleibt. Frau Dr. S. und auch die Schwestern der ITS hatten uns eigentlich schon vorher gesagt, dass das Gesicht anschwillt und 1-2 Tage danach die Schwellung auch wieder zurückgeht. Anderseits waren auch noch die Worte von Frau Dr. S. „in meinem Ohr:“ …“manche sehen nach der OP verändert aus und bleiben auch so“… Das damit nicht unbedingt die Schwellung gemeint ist, war mir in diesem Augenblick der Übermüdung und Erschöpfung nicht ganz bewusst. Ich brachte keine Sätze mehr zusammen, weinte nur noch und war total übermüdet.
Wir hatten daraufhin beschlossen, dass mein Mann diese Nacht bei Felix im Zimmer bleibt und ich im Ronald Mc Donald Haus übernachte.  
Die Nacht war für meinen Mann auch nicht wirklich schlafreich: Wechsel von Infusionen, Blutabnahmen, Fiebermessen, ständiges Piepsen der O2-Sättigungssensors, da Felix immer versuchte sich zu bewegen oder mit der Hand den Sensor entfernte...usw.

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